In Anlehnung an unsere Diskussion über die Problematik der österreichischen Bundesligen:
Deutschland: Gestern wurde beschlossen, dass die Bundesliga künftig nicht mehr vom DTTB sondern von einer neu gegründeten, unabhängigen GmbH geführt wird.
14.06.2010 – Deutsche Tischtennis Liga
DTTB-Bundestag gibt Bundesliga grünes Licht für Selbständigkeit
Mitte Mai war von der Liga ein Trägerverein ins Leben gerufen worden, der Gesellschafter einer noch zu gründenden GmbH werden soll. Die Delegierten haben am Samstag in Frankfurt die Basis für die künftige Verselbständigung der Liga geschaffen. Das vom DTTB-Präsidium und von der Lizenzliga gemeinsam vorgelegte große Antragspaket wurde mit breiter Mehrheit verabschiedet, einzelne Passagen in Satzung und Wettspielordnung des DTTB für den Zeitraum ab dem 1. Juli 2011 angepasst. Damit kann die geplante GmbH mit Beginn der Saison 2011/2012 in eigener Verantwortung die Organisation, Abwicklung und Regelung des gesamten Spielbetriebs der obersten Spielklasse der Herren übernehmen.
Der DTTL-Mediendienst führte direkt nach der Sitzung ein kurzes Gespräch mit dem Vorsitzenden der Lizenzliga Andreas Preuß und seinem Stellvertreter Karl Kamps.
Welchen Stellenwert und welche Bedeutung hat der heutige Beschluss für die 1. Herren-Bundesliga?
A.Preuß: „Das ist ein historischer Schritt und ein historischer Tag für die Tischtennis-Bundesliga. Wir bedanken uns für das Vertrauen, das der Bundestag, der uns mit überwältigender Mehrheit grünes Licht gegeben hat, und der Deutsche Tischtennis-Bund in uns setzen. Wir werden sie nicht enttäuschen und daran arbeiten, die Tischtennis-Bundesliga weiterzuentwickeln und weiter zu professionalisieren.“
K.Kamps: „Auch ich sehe es als historischen Beschluss des DTTB, aber auch als historische Chance für die Bundesliga, künftig selbständig handeln zu können. Da eine Satzungsänderung notwendig war und wir dafür eine Zweidrittel Stimmenmehrheit brauchten, war dies eine hohe Hürde, die wir jetzt genommen haben.“
Aber nun kommt sicher jede Menge Arbeit auf die Liga und ihre Repräsentanten zu?
A.Preuß: „Das bedeutet in der Tat eine Menge Arbeit, aber wir nehmen die Herausforderung gerne an, weil wir an die Chance dieses Unternehmens glauben. Die nächsten Schritte werden nun sein, dass wir eine GmbH gründen und einen Geschäftsführer suchen, der die Geschicke der Liga vielleicht schon ab dem Herbst, spätestens aber ab Januar 2011 übernimmt. Interessenten können sich ab sofort bewerben, die Ausschreibung werden wir in Kürze veröffentlichen.“
K.Kamps: „Das ist richtig, allerdings haben wir in den letzten beiden Jahren auch schon sehr hart dafür gearbeitet, unterstützt durch Jens Hecking und Wieland Speer. Wir haben nun die Voraussetzungen geschaffen, stehen aber, was die Arbeit des Ligavereins und der GmbH angeht, erst am Anfang. Wir brauchen vor allem einen dynamischen Geschäftsführer, der die Chancen, die in diesem Geschäftsmodell stecken, erkennt und mit Begeisterung umsetzt.“
Wie kann man es den Medien und den Fans erklären, die vielleicht von der Entscheidung überrascht wurden? Worin liegen die Vorteile einer selbständigen Liga?
A.Preuß: „Die Vorteile einer selbständigen Bundesliga bestehen darin, dass nunmehr die wesentlichen Entscheidungen innerhalb der Liga selbst gefällt werden und die Entscheidungswege wesentlich kürzer sind. Die Liga übernimmt wirtschaftliche Verantwortung. Wir begreifen das als eine Chance, weil sie künftig als Wirtschaftsbetrieb geführt wird und möglicherweise auch Neueinnahmen erzielen kann, die etwa dem Aufbau einer Personalstruktur zugute kommen können.“
K. Kamps: „Die Liga hat mit dem Präsidium des DTTB einen Grundlagenvertrag geschlossen, in dem die Spielregeln definiert sind. Dieser Vertrag bietet der Liga in jeder Hinsicht genügend Spielräume, sich wirtschaftlich zu betätigen und das Fundament der Liga zu stärken.“
Andere Ligen des deutschen Spitzensports haben sich bereits auf eigene Füße gestellt. War dieser Schritt für die 1. Herren-Bundesliga überfällig?
A.Preuß: „Ja, davon gehen wir aus. Wir haben es an anderen Ligen gesehen, die diesen Schritt bereits vollzogen haben - etwa im Basketball, Volleyball, Eishockey oder Fußball -, dass man dann die Chance hat, die Geschicke der Liga in einem größeren Team sachkundig zu lenken und diese politisch und wirtschaftlich weiterzuentwickeln.“
K. Kamps: „Andere Ligen arbeiten seit Jahren erfolgreich. Wir sind davon überzeugt, dass in der Tischtennis-Bundesliga noch viel Potenzial schlummert, das geweckt werden muss. Ich bin optimistisch, dass uns das gelingt.“
DTTL-Mediendienst; Dr. Stephan Roscher (Text & Interviews)
Quelle:
DTTB-Bundestag gibt Bundesliga grünes Licht für Selbständigkeit